Die Achtsamkeitsbewegung und transpersonale Psychologie: Geteilte Kontexte und Kritiken
Bewusstseinswissenschaften, Transpersonelle Psychologie und Psychotherapie 2021 (1): 36-47.
Abstract: Dieser Artikel untersucht die gemeinsamen kulturellen Ursprünge, Einflüsse und Kontexte der Achtsamkeitsbewegung und der transpersonalen Psychologie im Hinblick auf jene zugrundeliegenden sozialen und kulturellen Themen, die für die Zukunft dieser Strömungen als zeitgemäße Formen von Spiritualität von besonderer Bedeutung sind. Gemeinsamkeiten im Selbstverständnis und in den Wirkweisen ihrer Anwendungen werden präsentiert und das Potenzial dieser Bewegungen angesichts derzeitiger sozialer und ökologischer Herausforderungen ausgelotet. Die Assimilierungsprozesse dieser Strömungen in ihrer Bewegung von spirituellen zu säkularen Kontexten werden skizziert und der Einfluss von neoliberalen Werten, kapitalistischen Diskursen und patriarchalen Strukturen auf neoliberale Formen von Achtsamkeit und narzisstische Tendenzen in der transpersonalen Psychologie beschrieben. Perspektiven aus historischen, kulturellen und transkulturellen Studien beleuchten die Gefahren von universellen, asozialen und ahistorischen Sichtweisen auf spirituelle Praktiken und lassen die Veränderungen ihrer Bedeutung, Funktion und Wirkung in neuen kulturellen Kontexten reflektieren. Partizipative, feministische und multikulturelle Kritiken an diesen Entwicklungen werden zusammengefasst und Problemfelder wie kulturelle Voreingenommenheit und Mängel an gesellschaftlichem Engagement angesprochen. Ein abschließender Ausblick gibt eine Übersicht über aktuelle Ansätze und Entwicklungen als Reaktion auf diese Kritiken.