Die Bedeutung und Wirkweise der Metta-Meditation in achtsamkeitsbasierten Interventionen

Die Bedeutung und Wirkweise der Metta-Meditation in achtsamkeitsbasierten Interventionen

Ulrike Zika. Masterarbeit, Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, Dezember 2020. Begutachter: Mag. Dennis Johnson

Abstract: Die Weiterentwicklung der Achtsamkeitsbewegung hat in den letzten Jahren eine Vielfalt an Programmen hervorgebracht, die sich der Kultivierung von Mitgefühl und Liebender Güte widmen. Diese Programme beinhalten zentrale Elemente, deren Ursprung in der buddhistischen Metta-Meditation verortet werden kann. Die vorliegende Arbeit basiert auf Literaturrecherche und legt dar, in welcher Form sich die buddhistische Metta-Meditation in säkularen, achtsamkeitsbasierten Interventionen wiederfindet und welche Erkenntnisse sich aus der Wirkungsforschung dieser Programme ableiten lassen. Dabei werden die darin enthaltenen zugrundeliegenden Denkmodelle und Konzepte vorgestellt und untersucht, in welcher Form die buddhistischen Wurzeln in den säkularen Programmen transferiert wurden. Es wird gezeigt, dass die ursprüngliche untrennbare Verbindung von metta mit den brahmaviharas auch in zeitgenössische CBIs (Compassion-Based Interventions) eingeflossen ist. Demnach werden die vier im Buddhismus als erstrebenswert erachteten Geisteszustände Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut in CBIs systematisch geübt und trainiert. Dies geschieht einerseits durch das Kultivieren positiver Emotionen. Kognitive und emotionale Fertigkeiten werden dabei ausgebildet, ein Gefühl und Verstehen einer universalen Verbundenheit wird ermöglicht und das Beruhigungs- und Bindungssystem wird systematisch genährt. Andererseits widmen sich CBIs dem Umgang mit Schmerz und Leid, indem sie den Aufbau einer mitfühlenden Haltung sich
selbst und anderen gegenüber systematisch fördern. Die stabilisierende Qualität von Gleichmut und Weisheit, die in CBIs ebenso gepflegt wird, soll dabei unterstützen, Situationen von Leid und Schmerz dahingehend zu begreifen, welche Rolle die eigenen Reaktionen beim Erleben schwieriger Geisteszustände spielen.

Die Arbeit stellt neun konkrete CBIs vor und trägt Befunde zusammen, die zeigen, dass ein
kontemplatives Training von Mitgefühl und Liebender Güte spezifische Auswirkungen auf neuronaler, psychischer, emotionaler, sozialer und physischer Ebene nach sich zieht. Demnach können CBIs emotionale und kognitive Fähigkeiten verbessern, die Praktizierende bei der Emotionsregulation und in Stresssituationen unterstützen, ihre Empathiefähigkeit erhöhen, ein heilsames Gefühl für Verbundenheit entwickeln und eine prosoziale Orientierung unterstützen. CBIs haben zudem das Potential, Optimismus, Lebenszufriedenheit und Glücksfähigkeit zu fördern sowie Empathiemüdigkeit und psychopathologischen und neurotischen Störungen entgegen zu wirken. Das Praktizieren der Metta-Meditation vermag es schließlich sogar, körperliche Qualen wie chronische Schmerzen zu verbessern und bei regelmäßigem und langfristigem Üben das menschliche Zellgeschehen dahingehend zu verändern, dass sogar eine lebensverlängernde
Wirkung vermutet werden darf.